Besucher*innen im Nietzsche-Archiv, Foto: Thomas Müller © Klassik Stiftung Weimar

Nietzsche-Kult. Moderne Religiosität nach dem „Tod Gottes“

Zur Geschichte der Weimarer ‚Nietzsche-Gedächtnishalle‘

12.09.2025 9

Wie wurde aus dem europäischen Denker Friedrich Nietzsche ein Prophet, gar ein Heiliger? Justus H. Ulbricht auf den Spuren des Nietzsche-Kults und der Geschichte hinter der ‚Nietzsche-Gedächtnishalle‘.

»Ich habe eine erschreckliche Angst davor, dass man mich eines Tags heilig spricht […] Ich will kein Heiliger sein, lieber noch ein Hanswurst.«

Wer sich die Mühe macht, die Weimarer Humboldtstraße bergauf zu gehen, um zum Nietzsche-Archiv zu gelangen, sollte einmal den Blick von der prachtvollen Eingangstür Henry van de Veldes lösen und nach links schauen. Dort steht ein Gebäude, das man in den 1930er Jahren als Ergänzungsbau des Archivs, als Ort „für das Lebendigerhalten der Nietzsche-Bewegungen“ verstanden hat.1 1937 begannen die Bauarbeiten zu dieser ‚Nietzsche-Gedächtnishalle‘, die im Krieg jedoch nie vollendet werden konnte. Anfang 1946 wurde das Gebäude umgebaut zum Rundfunkstudio (Landessender Weimar, danach Radio DDR 2); 1955 bis 1985 betrieb die DEFA (Die Deutsche Film AG) dort ein Synchronstudio; bis 2000 war dann der MDR Hausherr. Seit dessen Auszug mehrfach wiederbelebt durch wilde Partys2 und temporäre Kunstausstellungen, außerdem gezeichnet vom Vandalismus anonymer ‚Nach(t)-Nutzer‘, verfiel der Bau zusehends. – Nun soll er, wenn es nach dem Kulturmanager Martin Kranz geht, als ‚Sendehalle‘ aus Ruinen auferstehen und zum offenen Ort für Kultur und Kunst, Geselligkeit und Dialog werden.

Der ursprüngliche Name des Gebäudekomplexes, die Nietzsche-‚Weihe‘- oder ‚Gedächtnis‘-Halle wirft eine Frage auf: Warum existierte ein ausgeprägtes Interesse an einem regelrechten Kult um Nietzsche und dessen religiöse Überhöhung zum ‚Märtyrer‘, ‚Propheten‘,3 ‚Künder neuer Werte‘ und ‚Schöpfer des Übermenschen‘? Wer machte ihn zum ‚Retter‘ und ‚Erlöser‘, zum Sinnstifter höherer Ordnung?4 Und auf welche Bedürfnisse seiner, zumeist bildungsbürgerlichen Bewunderer reagierten diese Formen der Verehrung Nietzsches nach dem ‚Tod Gottes‘ – den er selbst gedanklich exekutiert hatte?

Das betreffende Zitat wird meist nicht zu Ende ausgeführt, denn nach der Verkündigung des Gottestodes durch einen Narren heißt es: „Gott ist todt! Gott bleibt todt. Und wir haben ihn getödtet. Wie trösten wir uns, die Mörder aller Mörder?“5 Ein möglicher Trost steht an anderer Stelle: „Die Kunst erhebt ihr Haupt, wo die Religionen nachlassen.“6

Eine Gesellschaft auf der Suche nach dem Höheren: Kunstreligion als Kompensation in der ‚gottlosen‘ Moderne

Auch der Kult um den Philosophen hat einen Vorlauf in der Kunstreligion, im Geniekult und der Dichterverehrung seit Ende des 18. Jahrhunderts. Die Signalworte jener Epoche – Freiheit, Mündigkeit, Autonomie, Aufklärung, Fortschritt und Rationalität – lockerten die Bindung gerade von Gebildeten an Kirchen und Konfessionen. Gewährsleute neuer religiöser oder (nur) kunstreligiöser Gewissheiten fanden die modernen „transzendental Obdachlosen“7, von denen einige um 1900 folgerichtig eine Neuklassik und eine Neuromantik beschworen,8 in den Zeitgenossen der Wende um 1800, und zwar in Friedrich Schleiermacher, Friedrich Schlegel und Friedrich von Hardenberg, genannt Novalis. Diese drei Autoren führten um 1799 in Briefen und Texten ein Geistergespräch. Schleiermacher veröffentlichte in diesem Jahr seinen erst später Furore machenden Text Über die Religion. An die Gebildeten unter ihren Verächtern.9 Bereits dessen Untertitel zeigt uns, dass wir es bei kunstreligiösen Konzepten in der Regel mit spezifischen Formen von Intellektuellenreligiosität zu tun haben. Der protestantische Theologe versuchte seinerzeit, die Religion zu retten, indem er diese – noch stärker als bisher im Protestantismus ohnehin üblich – in der Innerlichkeit des einzelnen Glaubenden verankerte und landete schließlich bei der unnachahmlich poetischen Formulierung, Religion sei „Sinn und Geschma[c]k fürs Unendliche“.10 Schlegel notierte in seinen eigenen ‚Ideen‘ zum Text des Freundes: „Nur derjenige kann ein Künstler sein, welcher eine eigene Religion, eine originelle Ansicht des Unendlichen hat.“11 Novalis kommentierte: „Der Künstler ist durchaus irreligiös – daher kann er in Religion wie in Bronze arbeiten. Er gehört zu Schleyerm[achers] Kirche.“12

Die Distanz zur Kirche und der dort verfassten konfessionell gebundenen Religiosität verstärkte sich auf dem weiteren Weg Deutschlands in die Industrielle Revolution, ins neue Zeitalter der Wissenschaftlichkeit und wachsender Glaubenszweifel immer größerer Gruppen des Bürgertums. Schließlich war man – so eine Stimme um 1900 – wirklich „transzendental obdachlos.“13 In Weimar hatte sich längst der Klassik- und Klassikerkult entfaltet, an dem letztlich auch Nietzsche bzw. dessen Schwester mit ihrem Archiv partizipierten. Reale Krisen der modernen Erwerbs- und Massengesellschaft verstärkten bei Vielen die Suche nach den letzten Dingen und der transzendental verbürgten Sinnhaftigkeit ihrer Existenz.14 Eine andere Möglichkeit war – neben dem erneuerten Glauben an die Antike – die Suche nach außereuropäischen Religionen oder die Konstruktion von Religionsartefakten wie etwa dem ‚neugermanischen‘ Heidentum. Halt fanden viele auch im übersteigerten Nationalismus einer „verspäteten Nation“15 wie der deutschen.

Der Nietzsche-Kult um 1900

Der Plan, Nietzsche und dessen Verehrung einen repräsentativen Ort zu schaffen,16 stammt aus dem Fin de siècle und gehört zur Kulturbewegung des Neuen Weimar um 1900. Bereits im ersten Naumburger Nietzsche-Archiv (1893/94) hatte die bisweilen kultische Verehrung des kranken Philosophen begonnen. Elisabeth Förster-Nietzsche veranstaltete Lesungen aus dessen Texten, inszenierte musikalische Abende und lud Gäste zur Debatte über das Werk desjenigen ein, der als Umnachteter immer noch anwesend war. Der Umzug des Archivs in die legendäre Klassikerstadt an der Ilm bedeutete eine weitere Aufwertung des Philosophen und seiner Schwester. Um 1900 wuchs der Ruhm Nietzsches sprunghaft an; berühmte Künstler zeichneten und malten den Kranken; erste Büsten entstanden – deren Fotografien in Zeitungen und Zeitschriften vielfach reproduziert wurden. Das Haus auf dem Silberblick war damals „zugleich ein Tempel und eine Häuslichkeit“17, also Wohnort, Archiv und Salon in einem. In Texten und Briefen der Nietzsche-Gemeinde firmierte die Philosophen-Schwester öfters als Hüterin des Erbes, als ‚Priesterin des Nietzsche-Tempels‘.

Ein erstes echtes Kultbild, die Nietzsche-Herme Max Klingers, erblickte das Licht der Welt am 59. Geburtstag des Philosophen, dem 15. Oktober 1903 – „Nach einem Weihgesang zog Graf Kessler den Schleier von diesem Werke“ – das bis heute in den von Henry van de Velde prachtvoll umgestalteten unteren Räumen des Archivs steht.18 Dort sammelten die Philosophen-Schwester und deren willige Helfer, nicht zuletzt deren Cousins Richard, Max und Adalbert Oehler, die Manuskripte und Briefe Nietzsches, edierten dessen Werke in bereinigter und damit auch verfälschter Form und pflegten die bildungsbürgerliche Geselligkeit mit Nietzsche-Verehrern und -Forschern. ‚Übermenschenkaffeekränzchen‘ nannte das Alfred Kerr, ein kritischer Beobachters des Treibens auf dem Silberblick (dem Berg über Weimar, dem Sitz des Archivs).

So modern van de Veldes Gestaltung im Untergeschoß auch war; oben herrschte weiterhin die wilhelminische Plüsch- und Schnörkelkultur der Schwester, deren Geschmack sich weiterhin an den überkommene Formen des Historismus und der Wohnkultur konservativer Bürgerlichkeit orientierte. Das ebenfalls im oberen Stock liegende Sterbezimmer Nietzsches sowie dessen Arbeitszimmer wurde geschätzten, der Schwester persönlich bekannten Besucher*innen gerne gezeigt – hier fand der Kult um Nietzsche und dessen nahezu religiöse Verehrung zuerst einen Ort.  Dies hätte ein Grab des Philosophen im Archiv-Garten noch gesteigert, was jedoch nicht genehmigt worden ist. Nietzsche liegt im Familiengrab auf dem Friedhof in Röcken; wie ab 1935 auch seine Schwester.

Harry Graf Kessler, der schon zur Jahrhundertwende von der neuerlichen Versöhnung von Kunst und Religion geträumt hatte,19 ist es gewesen, der nach Höherem und Größerem zur Ehre Nietzsches strebte. Er entwickelte zusammen mit Henry van de Velde das Projekt eines ‚Nietzsche-Stadions‘ mit ‚Tempel‘ zur kultischen Verehrung des „Umwerters aller Werte“.20 In diesem Projekt fanden eine parareligiöse Nietzsche-Verehrung und die modernekritische Griechenland-Begeisterung Kesslers (und anderer Bildungsbürger) unter dem Motto „Griechenland contra Manchester“21 kongenial zusammen. Fest- und Turnspiele der ‚europäischen Jugend‘ (so Kessler) hätten dann den Tempel alljährlich im Sommer umspielt. Es blieb bei der Idee …denn es fehlte das Geld und der Erste Weltkrieg brach aus.

Henry van de Velde (1863-1957): Entwurfszeichnung für das Nietzsche-Monument in Weimar, 1912 © Klassik Stiftung Weimar

Max Klinger (1857 - 1920): Friedrich Nietzsche, 1914, Foto: Alexander Burzik © Klassik Stiftung Weimar

Nietzsche zwischen den Weltkriegen: Die ideologische Vereinnahmung eines europäischen Denkers

Nach diesem Maschinenkrieg, der auch als Kulturkrieg geführt wurde,21 dieser Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, setzten viele Künstler*innen der Avantgarde weiterhin auf den Impuls nietzscheanischen Denkens. Aber auch deutschnationale Republikfeinde, Gruppen der völkischen Bewegung – und schließlich die aufstrebende NSDAP – bauten den Philosophen bzw. jeweils passende Fragmente seines Denkens in ihre Weltbilder ein – getreu einem Bonmot Kurt Tucholskys: „Sage mir, was du brauchst, und ich will dir dafür ein Nietzsche-Zitat besorgen.“22 Dabei wurde Nietzsche selbst umgewertet: Aus dem Kritiker von Antisemitismus und Nationalismus wurde ein ‚deutscher Denker‘. Antidemokratische Ideologen wandten seine Distanz zur Politik der Kaiserzeit gegen die Weimarer Republik. Das Ideal des ‚Übermenschen‘ mutierte in das vom ‚Herrenmenschen‘ und ‚Arier‘.

Der Rechtsruck Förster-Nietzsches und ihres Archivs, damit aber auch der Kult um ihren Bruder, ist vielfach beschrieben worden und gipfelte im Arrangement des Nietzsche-Archivs mit dem Nationalsozialismus. In diesen Zusammenhang gehört das letzte und größte Projekt, dem Schöpfer des Zarathustra, und damit eines neuen Menschentyps, einen Ort des weihevollen Gedenkens zu widmen. Dies Bauvorhaben lag schließlich in den Händen des Architekten Paul Schultze-Naumburg, der sich vom konservativen Kulturreformer des Jahrhundertbeginns zum radikalen nationalsozialistischen Gefolgsmann Hitlers gewandelt hatte, und seit 1930 den Vereinigten Kunstlehranstalten Weimars als Direktor vorstand.  Der Stellenwert und die Funktion der geplanten Halle als Ort der Forschung und Erinnerung zu Nietzsche blieb allerdings zwischen dem Architekten, dessen Auftraggebern, der Schwester (die jedoch bereits 1935 verstorben war), Hitler selbst und dem thüringischen Gauleiter Fritz Sauckel umstritten. Schließlich entstand ab 1937 ein Kompromiss, nämlich die Ergänzung der längst zu klein gewordenen Forschungsräumlichkeiten im Archiv nebenan durch einen eigenen Bürotrakt an der Halle sowie deren Ausgestaltung als Verehrungs-, Fest- und Feierort zum Gedenken an Nietzsche als dem angeblichen Propheten, Künder und Vordenker des ‚Dritten Reiches‘.

Die komplizierte Nachnutzungsgeschichte der unvollendeten Halle ist hier nicht zu erzählen. Dass die von Benito Mussolini gestiftete antike Dionysos-Statue zwar nach Weimar kam, auf den Berg geschafft wurde – und sich als zu groß für die Apsis der Festhalle erwies – kann man als Symbol dafür lesen, dass Nietzsche letztlich doch nicht ins ‚Dritte Reich‘ gepasst hat. Die noch 1938 von Richard Oehler beschriebene „Zukunft der Nietzsche-Bewegung“23 oder die letzten systemkonformen Grüße an Nietzsche zu dessen 100. Geburtstag24 hatten keine Zukunft mehr. „Nietzsche[s] und das deutsche Schicksal“ hatten sich anders erfüllt als es sich Friedrich Würzbach aus der Münchner Nietzsche-Gesellschaft 1933 hatte träumen lassen.25

Heutzutage kann man davon ausgehen, dass es weltweit mehr Nietzscheforscher*innen gibt als private Leser*innen, zudem wird man kaum noch emphatische, unkritische Jünger, Verehrer*innen oder gar Anbetende finden. Uns bleibt ein philologisch gereinigter und philosophisch vielfach ausgedeuteter Textkorpus, der nichts von seiner belebenden, streitbaren, umstrittenen oder gar verstörenden Natur verloren hat. Nietzsche bleibt Aufreger und Anreger, ein Störenfried gemütlichen Denkens des intellektuellen und politischen Status quo, ein Herausforderer der eigenen Gedanken seiner Leser*innen, ein intellektueller Stolperstein jenseits aller Büsten, Bilder und Hermen.

Wer ihm produktiv widerspricht, hat ihn in letzter Konsequenz wohl recht verstanden.

Fußnoten

1 Die Baugeschichte der ‚Nietzsche-Gedächtnishalle‘ ist gut erforscht; vgl. Simone Bogner: „…den Ausbau und zugleich die Zusammenfassung der Nietzsche-Bewegung von Weimar aus in Weimar“. Die Nietzsche-Gedächtnishalle von Paul Schultze-Naumburg. In. Hans-Rudolf Meier, Daniela Spiegel (Hrsg.): Kulturreformer. Rassenideologe. Hochschuldirektor. Der lange Schatten des Paul Schultze-Naumburg. [Bauhaus Universität Weimar] 2018 [http://www.arthistoricum.net; doi:10.11.588/arthistoricum.352.486], S. 47–59.

2 Max Königshofen: Mahnmal oder Tanztempel? Das Funkhaus und seine Rolle in der Weimarer Clubkultur, Weimar 2020.

3 Vgl. das Grundlagenwerk von Jürgen Krause: „Märtyrer“ und „Prophet“. Studien zum Nietzsche-Kult in der bildenden Kunst der Jahrhundertwende. Berlin, New York 1984.

4 Die hier zitierten Zuschreibungen für Nietzsche finden sich inflationär im Schrifttum der Verehrer, Bewunderer und ‚Gefolgsleute‘ des Philosophen; gerade auch in den Biographien Elisabeth Förster-Nietzsches über ihren Bruder.

5 Friedrich Nietzsche: Die fröhliche Wissenschaft. Zweites Buch, Aphorismus 125 „Der tolle Mensch“. In: ders.: Werke. Kritische Studienausgabe [KSA]. Hrsg. v. Giorgio Colli u. Mazzino Montinari. München 1988, Band 3, S. 480–482; Zitat S., 481.

6 Friedrich Nietzsche: Menschliches Allzumenschliches I. Aus der Seele der Künstler und Schriftsteller. Aphorismus 150. In: ders.: Werke. Kritische Studienausgabe [KSA]. Hrsg. v. Giorgio Colli u. Mazzino Montinari. München 1988, Band 2, S.144.

7 Justus H. Ulbricht: „Transzendentale Obdachlosigkeit“. Ästhetik, Religion und „neue soziale Bewegungen“ um 1900. In: Wolfgang Braungart, Gotthart Fuchs, Manfred Koch (Hrsg.): Ästhetische und religiöse Erfahrungen der Jahrhundertwenden II: um 1900. Paderborn u. a. 1998, S. 47–67.

8 Vgl. Justus H. Ulbricht: Neuromantik – ein Rettungsversuch der Moderne mit Nietzsche. In: Nietzsche-Forschung. Jahrbuch der Nietzsche-Gesellschaft, Band 11 (2004), S. 63-72; ders.: „Das klassische Ideal“, der „Wille zum Stil“ und die „Falschmoderne“. Bewältigungsversuche des Fin de Siècle in Weimar. In: Jan Andres, Wolfgang Braungart, Kai Kauffmann (Hrsg.): „Nichts als die Schönheit“. Ästhetischer Konservatismus um 1900. Frankfurt/M., New York 2007, S. 96-126.

9 Friedrich Schleiermacher richtete seine, für die Religionsgeschichte der Moderne höchst einflussreiche Schrift „Reden über Religion“ gerade an diejenigen, die hoch gebildet und in wachsende Distanz zur verfassten Kirchlichkeit ihrer Zeit gegangen waren. Zu Schleiermacher s. Susanne Lanwerd: 'So ein kurzer Cursus der Schriftstellerei‘. Friedrich Schleiermachers Reden „Über die Religion“ (1799). In: Karl-Heinz Grözinger, Jörn Rüpke (Hrsg.): Literatur als religiöses Handeln? Berlin 2000, S. 275–290; Jan Rohls: Philosophie und Religion in Schleiermachers Entwicklung. In: Bernd Auerochs, Dirk von Petersdorff (Hrsg.): Einheit der Romantik? Zur Transformation frühromantischer Konzepte im 19. Jahrhundert. Paderborn u. a. 2009, S. 189–215. Die religiöse Situation des damaligen Bürgertums skizziert Lucian Hölscher: Die Religion des Bürgers. Bürgerliche Frömmigkeit und protestantische Kirche im 19. Jahrhundert. In: Historische Zeitschrift 250 (1990), S. 595–630. Nun auch ausführlich ders.: Geschichte der protestantischen Frömmigkeit in Deutschland. München 2005.

10 Friedrich Schleiermacher: Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern [1799]. Hrsg. v. Günter Meckenstock. Berlin, New York 2001, S. 80 [in „Zweite Rede. Über das Wesen der Religion“].

11 Friedrich Schlegel: Ideen. In: ders.: Kritische Schriften. Hrsg. v. Wolfdietrich Rasch. München 1971, S. 89–108; Zitat S. 90.

12 Novalis: Randbemerkungen zu Friedrich Schegels ‚Ideen‘ [1799]. In: ders.: Werke, Tagebücher und Briefe Friedrich von Hardenbergs. Hrsg. v. Hans-Joachim Mähl u. Richard Samuel. Band 2: Das philosophisch-theoretische Werk. Hrsg. v. Hans-Joachim Mähl. Darmstadt 1978, S. 721–729; Zitat S. 722.

13 Der Begriff „transzendentale Obdachlosigkeit“ stammt von Georg (von) Lukacs in dessen „Theorie des Romans“ aus dem Jahr 1920. Vgl. Georg Lukács: Die Theorie des Romans. Ein geschichtsphilosophischer Versuch über die Formen der großen Epik. München 1994 [zuerst Berlin 1920], S. 32: „…die Form des Romans ist, wie keine andere, ein Ausdruck der transzendentalen Obdachlosigkeit.“

14 Vgl. Justus H. Ulbricht: Neuromantik – ein Rettungsversuch der Moderne mit Nietzsche. In: Nietzsche-Forschung. Jahrbuch der Nietzsche-Gesellschaft, Band 11 (2004), S. 63-72; ders.: „Das klassische Ideal“, der „Wille zum Stil“ und die „Falschmoderne“. Bewältigungsversuche des Fin de Siècle in Weimar. In: Jan Andres, Wolfgang Braungart, Kai Kauffmann (Hrsg.): „Nichts als die Schönheit“. Ästhetischer Konservatismus um 1900. Frankfurt/M., New York 2007, S. 96–126.

15 So Helmuth Plessner: Die verspätete Nation. Über die politische Verführbarkeit bürgerlichen Geistes. Frankfurt a. M. 1974 [zuerst Zürich, Leipzig 1935].

16 Ideen des Künstlers Max Kruse und des Architekten Fritz Schumacher, Nietzsche eine „Kultstätte“ zu errichten, gehören zur Vorgeschichte der späteren Projekte Kesslers, van de Veldes und Schultze-Naumburgs um 1900; vgl.  dazu Ursel Berger: „Herauf nun, herauf, du großer Mittag“. Georg Kolbes Statue für die Nietzsche-Gedächtnishalle und die gescheiterten Vorläuferprojekte. In:  Wege nach Weimar. Auf der Suche nach der Einheit von Kunst und Politik. Hrsg. v. Hans Wilderotter, Michael Dorrmann. Berlin 1999, S. 177–194.

17 Eine der besten, knappen Darstellungen des Nietzsche-Archivs findet sich bei Angelika Emmerich: „zugleich ein Tempel und zugleich eine Häuslichkeit“. Zur Haus- und Kunstgeschichte des Nietzsche-Archivs. In: das Nietzsche-Archiv in Weimar. Hrsg. v. der Stiftung Weimarer Klassik. München 2000, S. 39–71.

18 Harry Graf Kessler: Kunst und Religion. Die Kunst und die religiöse Menge. In: ders.: Künstler und Nationen. Aufsätze und Reden 1899–1933. Frankfurt a. M. 1988, S. 9–47.

19 Ihr kinderlein kommet…Henry van de Velde: ein vergessenes Projekt für Friedrich Nietzsche. Ostfildern-Ruit 2000.

20 „Utopie gegen Kakotopie, Griechenland contra Manchester“; Tagebucheintrag Kesslers vom 14. Februar 1898. In: ders.: Das Tagebuch. Dritter Band 1897–1905. Hrsg. v. Carina Schäfer, Gabriele Biedermann. Stuttgart 2004, S. 124–125; Zitat S. 125.

21 Dieser war auch ein Krieg der Gebildeten und Intellektuellen; vgl. Krieg der Geister. Weimar als Symbolort deutscher Kultur vor und nach 1914. Hrsg. v. Wolfgang Holler u. a. Dresden 2014. Zum N.-Archiv im Krieg s. auch Ulrich Sieg: Die Macht des Willens. Elisabeth Förster-Nietzsche und ihre Welt. München 2019, S. 246–278; Kerstin Decker: Die Schwester. Das Leben der Elisabeth Förster-Nietzsche. Berlin 2016, S. 497–537.

22 Kurt Tucholsky: Fräulein Nietzsche. Vom Wesen des Tragischen [1932]. In: ders.: Gesammelte Werke . Hrsg. v. Mary Gerold-Tucholsky, Fritz J. Raddatz. Reinbek b. Hamburg 1975, Band 10, S. 9–15, Zitat S. 14.

23 Richard Oehler: Die Zukunft der Nietzsche-Bewegung, Vortrag gehalten im Nietzsche-Archiv in Weimar. Leipzig 1938; vgl. auch ders.: Friedrich Nietzsche und die deutsche Zukunft. Leipzig 1935.

24 Am 15. Oktober 1944 gratulierte in Weimar Alfred Rosenberg: Friedrich Nietzsche. München 1944; in Krakau,  Hans Frank: Friedrich Nietzsche. Eine Gedenkrede. Krakau 1944.

25 Friedrich Würzbach: Nietzsche und das deutsche Schicksal. Rundfunkvortrag aus der „Stunde der Nation“. Berlin, Leipzig 1933.

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1 Die Baugeschichte der ‚Nietzsche-Gedächtnishalle‘ ist gut erforscht; vgl. Simone Bogner: „…den Ausbau und zugleich die Zusammenfassung der Nietzsche-Bewegung von Weimar aus in Weimar“. Die Nietzsche-Gedächtnishalle von Paul Schultze-Naumburg. In. Hans-Rudolf Meier, Daniela Spiegel (Hrsg.): Kulturreformer. Rassenideologe. Hochschuldirektor. Der lange Schatten des Paul Schultze-Naumburg. [Bauhaus Universität Weimar] 2018 [http://www.arthistoricum.net; doi:10.11.588/arthistoricum.352.486], S. 47–59.

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2 Max Königshofen: Mahnmal oder Tanztempel? Das Funkhaus und seine Rolle in der Weimarer Clubkultur, Weimar 2020.

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3 Vgl. das Grundlagenwerk von Jürgen Krause: „Märtyrer“ und „Prophet“. Studien zum Nietzsche-Kult in der bildenden Kunst der Jahrhundertwende. Berlin, New York 1984.

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4 Die hier zitierten Zuschreibungen für Nietzsche finden sich inflationär im Schrifttum der Verehrer, Bewunderer und ‚Gefolgsleute‘ des Philosophen; gerade auch in den Biographien Elisabeth Förster-Nietzsches über ihren Bruder.

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5 Friedrich Nietzsche: Die fröhliche Wissenschaft. Zweites Buch, Aphorismus 125 „Der tolle Mensch“. In: ders.: Werke. Kritische Studienausgabe [KSA]. Hrsg. v. Giorgio Colli u. Mazzino Montinari. München 1988, Band 3, S. 480–482; Zitat S., 481.

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6 Friedrich Nietzsche: Menschliches Allzumenschliches I. Aus der Seele der Künstler und Schriftsteller. Aphorismus 150. In: ders.: Werke. Kritische Studienausgabe [KSA]. Hrsg. v. Giorgio Colli u. Mazzino Montinari. München 1988, Band 2, S.144.

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7 Justus H. Ulbricht: „Transzendentale Obdachlosigkeit“. Ästhetik, Religion und „neue soziale Bewegungen“ um 1900. In: Wolfgang Braungart, Gotthart Fuchs, Manfred Koch (Hrsg.): Ästhetische und religiöse Erfahrungen der Jahrhundertwenden II: um 1900. Paderborn u. a. 1998, S. 47–67.

8:

8 Vgl. Justus H. Ulbricht: Neuromantik – ein Rettungsversuch der Moderne mit Nietzsche. In: Nietzsche-Forschung. Jahrbuch der Nietzsche-Gesellschaft, Band 11 (2004), S. 63-72; ders.: „Das klassische Ideal“, der „Wille zum Stil“ und die „Falschmoderne“. Bewältigungsversuche des Fin de Siècle in Weimar. In: Jan Andres, Wolfgang Braungart, Kai Kauffmann (Hrsg.): „Nichts als die Schönheit“. Ästhetischer Konservatismus um 1900. Frankfurt/M., New York 2007, S. 96-126.

9:

9 Friedrich Schleiermacher richtete seine, für die Religionsgeschichte der Moderne höchst einflussreiche Schrift „Reden über Religion“ gerade an diejenigen, die hoch gebildet und in wachsende Distanz zur verfassten Kirchlichkeit ihrer Zeit gegangen waren. Zu Schleiermacher s. Susanne Lanwerd: 'So ein kurzer Cursus der Schriftstellerei‘. Friedrich Schleiermachers Reden „Über die Religion“ (1799). In: Karl-Heinz Grözinger, Jörn Rüpke (Hrsg.): Literatur als religiöses Handeln? Berlin 2000, S. 275–290; Jan Rohls: Philosophie und Religion in Schleiermachers Entwicklung. In: Bernd Auerochs, Dirk von Petersdorff (Hrsg.): Einheit der Romantik? Zur Transformation frühromantischer Konzepte im 19. Jahrhundert. Paderborn u. a. 2009, S. 189–215. Die religiöse Situation des damaligen Bürgertums skizziert Lucian Hölscher: Die Religion des Bürgers. Bürgerliche Frömmigkeit und protestantische Kirche im 19. Jahrhundert. In: Historische Zeitschrift 250 (1990), S. 595–630. Nun auch ausführlich ders.: Geschichte der protestantischen Frömmigkeit in Deutschland. München 2005.

10:

10 Friedrich Schleiermacher: Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern [1799]. Hrsg. v. Günter Meckenstock. Berlin, New York 2001, S. 80 [in „Zweite Rede. Über das Wesen der Religion“].

11:

11 Friedrich Schlegel: Ideen. In: ders.: Kritische Schriften. Hrsg. v. Wolfdietrich Rasch. München 1971, S. 89–108; Zitat S. 90.

12:

12 Novalis: Randbemerkungen zu Friedrich Schegels ‚Ideen‘ [1799]. In: ders.: Werke, Tagebücher und Briefe Friedrich von Hardenbergs. Hrsg. v. Hans-Joachim Mähl u. Richard Samuel. Band 2: Das philosophisch-theoretische Werk. Hrsg. v. Hans-Joachim Mähl. Darmstadt 1978, S. 721–729; Zitat S. 722.

13:

13 Der Begriff „transzendentale Obdachlosigkeit“ stammt von Georg (von) Lukacs in dessen „Theorie des Romans“ aus dem Jahr 1920. Vgl. Georg Lukács: Die Theorie des Romans. Ein geschichtsphilosophischer Versuch über die Formen der großen Epik. München 1994 [zuerst Berlin 1920], S. 32: „…die Form des Romans ist, wie keine andere, ein Ausdruck der transzendentalen Obdachlosigkeit.“

14:

14 Vgl. Justus H. Ulbricht: Neuromantik – ein Rettungsversuch der Moderne mit Nietzsche. In: Nietzsche-Forschung. Jahrbuch der Nietzsche-Gesellschaft, Band 11 (2004), S. 63-72; ders.: „Das klassische Ideal“, der „Wille zum Stil“ und die „Falschmoderne“. Bewältigungsversuche des Fin de Siècle in Weimar. In: Jan Andres, Wolfgang Braungart, Kai Kauffmann (Hrsg.): „Nichts als die Schönheit“. Ästhetischer Konservatismus um 1900. Frankfurt/M., New York 2007, S. 96–126.

15:

15 So Helmuth Plessner: Die verspätete Nation. Über die politische Verführbarkeit bürgerlichen Geistes. Frankfurt a. M. 1974 [zuerst Zürich, Leipzig 1935].

16:

16 Ideen des Künstlers Max Kruse und des Architekten Fritz Schumacher, Nietzsche eine „Kultstätte“ zu errichten, gehören zur Vorgeschichte der späteren Projekte Kesslers, van de Veldes und Schultze-Naumburgs um 1900; vgl.  dazu Ursel Berger: „Herauf nun, herauf, du großer Mittag“. Georg Kolbes Statue für die Nietzsche-Gedächtnishalle und die gescheiterten Vorläuferprojekte. In:  Wege nach Weimar. Auf der Suche nach der Einheit von Kunst und Politik. Hrsg. v. Hans Wilderotter, Michael Dorrmann. Berlin 1999, S. 177–194.

17:

17 Eine der besten, knappen Darstellungen des Nietzsche-Archivs findet sich bei Angelika Emmerich: „zugleich ein Tempel und zugleich eine Häuslichkeit“. Zur Haus- und Kunstgeschichte des Nietzsche-Archivs. In: das Nietzsche-Archiv in Weimar. Hrsg. v. der Stiftung Weimarer Klassik. München 2000, S. 39–71.

18:

18 Harry Graf Kessler: Kunst und Religion. Die Kunst und die religiöse Menge. In: ders.: Künstler und Nationen. Aufsätze und Reden 1899–1933. Frankfurt a. M. 1988, S. 9–47.

19:

19 Ihr kinderlein kommet…Henry van de Velde: ein vergessenes Projekt für Friedrich Nietzsche. Ostfildern-Ruit 2000.

20:

20 „Utopie gegen Kakotopie, Griechenland contra Manchester“; Tagebucheintrag Kesslers vom 14. Februar 1898. In: ders.: Das Tagebuch. Dritter Band 1897–1905. Hrsg. v. Carina Schäfer, Gabriele Biedermann. Stuttgart 2004, S. 124–125; Zitat S. 125.

21:

21 Dieser war auch ein Krieg der Gebildeten und Intellektuellen; vgl. Krieg der Geister. Weimar als Symbolort deutscher Kultur vor und nach 1914. Hrsg. v. Wolfgang Holler u. a. Dresden 2014. Zum N.-Archiv im Krieg s. auch Ulrich Sieg: Die Macht des Willens. Elisabeth Förster-Nietzsche und ihre Welt. München 2019, S. 246–278; Kerstin Decker: Die Schwester. Das Leben der Elisabeth Förster-Nietzsche. Berlin 2016, S. 497–537.

22:

22 Kurt Tucholsky: Fräulein Nietzsche. Vom Wesen des Tragischen [1932]. In: ders.: Gesammelte Werke . Hrsg. v. Mary Gerold-Tucholsky, Fritz J. Raddatz. Reinbek b. Hamburg 1975, Band 10, S. 9–15, Zitat S. 14.

23:

23 Richard Oehler: Die Zukunft der Nietzsche-Bewegung, Vortrag gehalten im Nietzsche-Archiv in Weimar. Leipzig 1938; vgl. auch ders.: Friedrich Nietzsche und die deutsche Zukunft. Leipzig 1935.

24:

24 Am 15. Oktober 1944 gratulierte in Weimar Alfred Rosenberg: Friedrich Nietzsche. München 1944; in Krakau,  Hans Frank: Friedrich Nietzsche. Eine Gedenkrede. Krakau 1944.

25:

25 Friedrich Würzbach: Nietzsche und das deutsche Schicksal. Rundfunkvortrag aus der „Stunde der Nation“. Berlin, Leipzig 1933.