Krieg und Sprache

#4 | Gift

23.02.2023 1

In einer präzisen literarischen Miniatur beschreibt Schriftstellerin und Verlegerin Kateryna Mishchenko die alles umfassende toxische Wirkung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine.

Für mich wird der Verbrecher Putin vor allem immer ein Giftmörder sein,
wie auch das Heer seiner Diener:
Chemiker, FSBler, Gaslobbyisten, Leiter von Denkfabriken und Instituten, politische Technologen, Programmierer der Überwachung, Propagandisten, Blogger und Kunstkuratoren, angeworbene Aktivisten, spitzelhafte Priester und Journalisten, monarchistische Banditen, sadistische Aktionskünstler, Metzgergeneräle, käufliche Politiker international, glamouröse Sänger des absoluten Bösen.
Ihre Maschinerie dünstet Giftrauch aus,
berauscht den Geist und die Menschlichkeit mit verführerischen Gasen.
Jedem geht es schlecht von ihrem Krieg, wie von Nowitschok: Man weiß nicht, wo es wehtut, aber man weiß, dass man stirbt.
Seine TV-Sender erregen Übelkeit, ihr Zynismus lähmt,
die Torturen seiner Henker schneiden alles bis ins Mark und zermalmen das Herz.
Sie mischen Gifte auf der Suche nach dem perfekten Leichengestank, die Welt solle ihn atmen, als Triumph ihrer faschistischen Spiele.
Tausende seiner Knechte werden zu Krüppeln und reihen sich sofort in eine neue Kolonne ein, von gebrochenen Lügnern, Komplizen, 
die sich nicht mehr daran erinnern können, was das heißt, als Mensch gesehen zu werden.
Verschwendung, Gewalt und Tod heißt die heilige Dreieinigkeit dieses Giftmörders.
Über uns erstreckt sich ihr toxischer Himmel
und das Gift dringt durch uns tief in die Erde ein.