Wege zu Faust

Die vielfältigen Zugänge zu Faust in der Klassik Stiftung Weimar

20.03.2025 5

Johann Wolfgang von Goethe begegnete der Geschichte von Dr. Faustus erstmals als Kind in Frankfurt am Main. Ein Puppenspiel weckte sein Interesse an dieser historischen Figur, die ihn ein Leben lang beschäftigen sollte. Als Goethe dann vor 250 Jahren nach Weimar kam, hatte er bereits eine frühe Fassung des Faust, den sogenannten Urfaust im Gepäck. Fertiggestellt hat er den Faust erst kurz vor seinem Tod. Die Klassik Stiftung Weimar vereint die größten Faust-Sammlungen weltweit und bietet eine Fülle an analogen und digitalen Zugängen zu einem der wichtigsten Werke der Weltliteratur.

Faust. Eine Ausstellung

Geht uns Faust heute etwas an? – Diese Frage erkundet die zentrale Ausstellung des Themenjahrs 2025 im Schiller-Museum. Künstliche Intelligenz, das Ringen um Identität, die Krisen des Kapitalismus, Liebe und Verrat, die Kraft der Natur und die Folgen ihrer Zerstörung – all diese Themen werden im Faust verhandelt und gewinnen in aktuellen Lesarten an Gewicht. Besucher*innen können sich diesen und anderen Facetten des Werks anschauend, hörend, lesend und natürlich auch mitmachend annähern. Immer steht dabei der Text als sprachliches Kunstwerk im Mittelpunkt, der Klang der Verse, der Zauber der Worte und nicht zuletzt der Humor.

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Goethe- und Schiller-Archiv

Das Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar ist das älteste Literaturarchiv Deutschlands. Der Archivbestand zu Goethes Werken umfasst 4.251 Verzeichnungseinheiten. Goethes Arbeit am Faust ist im Archiv in 455 Einheiten mit mehr als 2.200 Manuskriptseiten dokumentiert. Dazu gehören sowohl Entwürfe und Aufzeichnungen als auch Reinschriften, allen voran die große Reinschrift zu Faust II. Einen Teil der Überlieferung bilden die Paralipomena, erhalten gebliebene Aufzeichnungen, die Goethe nicht in die Endfassungen aufgenommen hat. Daneben bewahrt das Archiv zeitgenössische Übersetzungen, Rezensionen von Aufführungen, Soufflierbücher und Theaterzettel auf.

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Faustedition

Die digitale Faustedition macht den weltweiten Bestand an entstehungsgeschichtlich relevanten Handschriften und Drucken zu Faust I und Faust II digital zugänglich und ermöglicht einen Einblick in Goethes Werkstatt. Sie ist Teil einer Hybridausgabe, deren Buchpublikation 2018 erschienen ist. Im digitalen Archiv findet sich die gesamte Überlieferung in Form von Abbildungen, Transkriptionen und Zeugenbeschreibungen. Goethes intensive Arbeitsphasen können anhand von Visualisierungen nachverfolgt werden. Darüber hinaus bietet die Ausgabe einen wissenschaftlich geprüften Text des Faust I und Faust II.

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Goethe- und Schiller-Archiv, © Klassik Stiftung Weimar, Foto: Thomas Müller

Herzogin Anna Amalia Bibliothek, © Klassik Stiftung Weimar, Foto: Thomas Müller

Herzogin Anna Amalia Bibliothek

Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek besitzt mit über 21.000 Objekten und Publikationen zur literarischen und historischen Figur Faust die weltweit größte Faust-Sammlung aus dem Zeitraum von 1500 bis zur Gegenwart. Darunter finden sich unter anderem sogenannte Fausti Höllenzwänge (Zauberbücher), Goethes Drama und Faust-Bearbeitungen anderer Schriftsteller*innen, Feldpost- und Volksausgaben, Pracht- und Luxusausgaben, Comics, Bühnenmanuskripte, musikalische und filmische Bearbeitungen, Kunstdrucke und vieles Weitere. Die Sammlung wird stetig erweitert und sukzessive digitalisiert.

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Digitale Faust-Sammlung

Die digitale Faust-Sammlung ermöglicht den Zugang zu über 5.700 urheberrechtsfreien Büchern, Zeichnungen und Kunstdrucken aus dem Bestand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek aus dem Zeitraum von 1500 bis zur Gegenwart. Sie wird laufend ergänzt.

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Goethe-Nationalmuseum, Foto: Alexander Burzik

Goethe-Nationalmuseum und Goethes Wohnhaus

Das Goethe-Nationalmuseum ist das bedeutendste Museum zur Präsentation und Erforschung von Goethes Leben und Werk. Es bewahrt persönliche Hinterlassenschaften und Goethes umfangreiche Sammlungen. Erhalten ist das Wohnhaus, in dem Goethe ab 1782 fast ununterbrochen 50 Jahre lang lebte und arbeitete. Es diente nicht nur als Wohnstätte, sondern auch als Ort der Arbeit und des kulturellen und wissenschaftlichen Austausches. In 18 Räumen sind zahlreiche Möbel und Sammlungstücke zu sehen. Besonders beeindruckend ist das original erhaltene Arbeitszimmer mit Goethes Privatbibliothek. Die Dauerausstellung im Museumsbereich führt in viele für Goethe wichtige Themen ein und zeigt bedeutende Sammlungsobjekte.

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Goethes Sammlungen

Goethe sammelte bis zu seinem Lebensende über 26.000 Kunst- und etwa 23.000 naturwissenschaftliche Objekte im Haus am Frauenplan und im Gartenhaus. Seine Sammlungen legte er stets mit dem Ziel der „eigenen folgerechten Bildung“ an. Bezüge zu den Themen und Bildwelten des Faust zeigen sich sowohl in den Natur- als auch in den Kunstsammlungen. In der zentralen Faust-Ausstellung im Schiller-Museum sind viele dieser Objekte zu sehen. Weitere Objekte sind im Wohnhaus-Rundgang und der Dauerausstellung des Goethe-Nationalmuseums ausgestellt. Der Großteil befindet sich in den Depots und Studiensälen der Klassik Stiftung Weimar: im naturwissenschaftlichen Kabinett, dem Studiensaal der Graphischen Sammlung im Goethe-Nationalmuseum und dem Steinpavillon im Garten des Wohnhauses. Die Graphischen Sammlungen beherbergen neben den von Goethe selbst gesammelten Werken zudem einen umfangreichen Bestand an Illustrationen, die sich mit dem Faust-Stoff auseinandersetzen.

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Goethe-Apparat

Goethes Arbeitszimmer in Weimar wird durch die Medienstation Goethe-Apparat interaktiv erlebbar. Der Raum, in dem Goethe über 40 Jahre arbeitete – nicht nur, aber auch am Faust – vereint alle Aspekte seines Schaffens, von Literatur über Naturwissenschaft bis hin zu Kunst. Mit dem Goethe-Apparat können Goethes Arbeitsumgebung und die Geschichte des Raumes spielerisch entdeckt werden.

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Goethe-Live-3D

Goethe-Live- 3D ist ein hybrides Museumserlebnis, das Gäste vor Ort mit digitalen Besucher*innen in einer virtuellen Nachbildung des Goethe Wohnhauses verbindet. Dort kann man Einrichtungsgegenstände und Sammlungsobjekte erkunden, sich mit anderen Besucher*innen austauschen oder erfahren, wie Goethe das Haus immer wieder seinen Vorstellungen angepasst hat.

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Türflucht zu den Dichterzimmern im Stadtschloss Weimar, Foto: Thomas Müller © Klassik Stiftung Weimar

Dichterzimmer im Stadtschloss Weimar

Ab 1835 ließ Großherzogin Maria Pawlowna im Westflügel des Schlosses zu Ehren von Wieland, Herder, Schiller und Goethe Memorialräume einrichten, die ein Gesamtkunstwerk darstellen – das erste Denkmal für die Weimarer Klassik überhaupt. In der Goethegalerie wurde auch die Figur des Faust prominent verewigt. Im Rahmen einer Führung können die vier Dichterzimmer besichtigt werden.

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Angebote der Kulturellen Bildung

Im Rahmen des Themenjahrs Faust bietet die Kulturelle Bildung der Klassik Stiftung Weimar ein vielseitiges Programm an. Neben Workshops, Seminaren und Projekttagen gibt es analoge und digitale Angebote zum Thema Faust. Im Onlinekurs Literatur um 1800. Perspektiven durch Goethes Faust werden Phänomene der Literatur um 1800 anhand von Goethes Faust mit Sammlungsbeständen der Stiftung und Themen der Gegenwart verknüpft. Das Co-Labor vor dem Stadtschloss Weimar verbindet Goethes Faust mit historischen und gegenwärtigen Naturmotiven und lädt zum experimentellen Erkunden ein.

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